Tastentippen als Lebenshilfe
Yesterday – Kommunikation von gestern (Folge 18)
Mark Twain soll sie verwendet haben, ebenso Agatha Christie und H.P. Lovecraft: Die Rede ist von einer Schreibmaschine des amerikanischen Unternehmens Remington.
1873 brachte der in New York ansässige Produzent, bislang bekannt für die Herstellung von Waffen, die erste industriell gefertigten Schreibmaschinen heraus. Kein Wunder, dass sie auch bei Schriftstellern für Aufmerksamkeit sorgten, würde das Gerät ihnen doch die Arbeit erleichtern - oder zumindest den Prozess, Text festzuhalten.
Das gezeigte Modell aus dem Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn ist bereits die zehnte Generation und wurde als „Remington Standard No. 10“ zwischen 1908 und 1913 hergestellt. Mit ihren 17 Kilogramm Gewicht eignete sie sich eher weniger für unterwegs, auch wenn an der frischen Luft, auf Zugfahrten oder im Restaurant gerne einmal die besten Ideen kamen.
Abgesehen von der aufwändigen manuellen Technik, die eine Schreibmaschine durchaus wie ein Kunstwerk wirken lässt, ist allerdings das rote Siegel besonders interessant. Es trägt den Marketing-Slogan „To save time is to lenghten life“ und wendet sich vor allem an Büromitarbeiter. Frei übersetzt: Wer Zeit spart, verlängert damit sein Leben.
Schon damals scheint also der Faktor der Effizienz eine wichtige Rolle im Arbeitsleben gespielt zu haben - gleichzeitig verbunden mit der Philosophie einer „Work-Life-Balance“, auch wenn es diesen Trendbegriff noch nicht gegeben haben mag. So wurde Technologie schon vor hundert Jahren als Mittel präsentiert, um den Alterungsprozess zu verlangsamen, indem auch eine Schreibmaschine dazu beitragen konnte, Stress zu verringern und Zeit selbst zu gestalten.
Die Frage ist nur, ob das wirklich funktioniert. Im Zeitalter der Computertechnik erledigen sich Aufgaben scheinbar noch schneller, die Arbeit wird deswegen aber nicht weniger. Guter Gedanke, nur an der Umsetzung scheitert es. Ob mit oder ohne Strom.