„Zahlen Sie bar oder mit Karte?“

Yesterday – Kommunikation von gestern (Folge 19)

Foto: Martin Gehr. Ort: Heinz Nixdorf Museumsforum Paderborn

Sie standen an fast jeder Straßenecke, waren knallgelb und stanken ein bisschen, wenn man die Tür öffnete. Wenn man Glück hatte, enthielten sie ein zerfleddertes Telefonbuch mit annähernd tausend Seiten, auf jeden Fall aber ein Gerät mit Hörer und Wählscheibe.

130.000 Telefonzellen gab es einst in Deutschland, das letzte gelbe Exemplar wurde von der Telekom im Jahr 2018 abgebaut. Manche werden als öffentlicher Bücherschrank wiederverwendet, ansonsten ist die Telefonzelle museumsreif, wie im Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn (siehe Foto).

Wer unterwegs telefonieren wollte, brauchte seinerzeit so ein Metall-Häuschen. Selbst im beginnenden Zeitalter des Mobiltelefons galten sie als letzte Rettung, wenn das Handy „alle“ war. Ich erinnere mich gut.

Foto: Martin Gehr

Allerdings benötigte man Kleingeld oder ab den späten 80er-Jahren eine Telefonkarte, wie sie auf den Bildern zu sehen ist; sie läutete die ersten Schritte zum bargeldlosen Zahlen ein. In der Größe einer EC-Karte und mit einem Chip ausgestattet, waren sie quasi die Vorläufer der Prepaid-Karten, die man in einen Schlitz stecken musste. Es gab sie zum Beispiel mit sechs, zwölf oder 50 D-Mark Guthaben, ab 2002 in Euro.

Foto: Martin Gehr

Wie auch bei Briefmarken wurde die Telefonkarte zu einem beliebten Sammelobjekt, da sie mit unterschiedlichen Motiven erhältlich war. Renommierte Künstler wie Otmar Alt (geb. 1940 in Wernigerode) schufen dazu ganze Editionen. So kam 1994 eine zwölfteilige Serie zum chinesischen Horoskop auf den Markt, hier zu sehen das „Jahr des Pferdes“. Begleitet wurde das Kunstwerk durch Erklärungen im Stil eines Horoskops, die das Symbol und dessen Auswirkung auf das Leben beschrieben: „Heißblütig und temperamentvoll, seinen Ehrgeiz über seine Leidenschaft stellend, gelangt es zu Glück und Erfolg. Der Künstler Otmar Alt und Telekom wünschen Ihnen den Mut und die Stärke des Pferdes.“

300.000 Stück wurden von jeder Telefonkarte dieser Serie hergestellt, darunter auch zum Hasen, Tiger und Büffel. Otmar Alt entwarf zudem eine Edition zu den zwölf Sternzeichen. Telefonkarten werden heute noch unter Sammlern gehandelt, gehen aber über einstellige Eurobeträge nur selten hinaus.